29 August, 2016

Eigentlich Nein! Oder doch ja?

Als ich das Zuckermädchen kürzlich aus dem Kindergarten abholte, stürmte sie mit einem roten Stoppschild auf mich zu!
Nanu? Was ist das?
Sie erklärte mir, dass alle Kinder ein solches Stoppschild gebastelt hätten. Für Situationen, in denen man geärgert würde. Man könne dann entweder dieses Schild benutzen oder ganz einfach die Hand hochheben und mit lauter Stimme sagen "Nein! Ich möchte das nicht!"




Ein ganz einfaches aber deutliches Symbol, dass sagt: Stop! Ab hier entscheide ich! Die Umsetzung für den Kindergarten fand ich klasse! Die Idee dahinter bringt mich auch für mein eigenes Leben ins Grübeln.

Nein!

Wie oft sage ich das? Und ich meine nicht "Nein" im Sinne von: Nein, klettere da nicht hinauf. Nein, es gibt jetzt keine Süßigkeiten. oder Nein, du darfst nicht mehr fernsehen.
Ich meine ein: NEIN! Ich möchte das nicht!
Das sage ich wirklich nicht oft.

Denn es ist so viel einfacher JA zu sagen.
Ja, klar mach ich das noch eben! 
Ja, klar darfst du dir das nehmen! 
Ja, klar teile ich mit dir! 
Ja, klar das schaffe ich auch noch!
Ja, klar für dich mache ich das gerne! 

Warum sage ich immer wieder JA?
Ich möchte gefallen, nicht egoistisch wirken. Ich möchte unangenehmen Diskussionen aus dem Weg gehen, habe Angst vor enttäuschten Reaktionen und vielleicht erhoffe ich mir von dem JA auch irgendwann eine ähnliche Gegenleistung.
Sicherlich! Es tut auch gut, JA zu sagen. Hilfe zu bieten, Liebe zu geben, für jemanden da zu sein.


Aber ist euch mal aufgefallen, wie stark man sich nach einem NEIN fühlt?
Ein NEIN, dass deinen Standpunkt deutlich macht! Das du für dich sagst, um die Entscheidung zu verdeutlichen, die du getroffen hast!




Und das fängt schon bei ganz kleinen Neins an.
Zum Beispiel an der Kaffeetafel, wenn Oma Erna ihren 75. Geburtstag feiert. Und die liebe Tante Hilde, dir noch das dritte Stück Kuchen andrehen will, weil es doch so lecker ist, und du es dir doch wirklich leisten kannst und Oma Erna sich doch so freut, wenn es dir schmeckt.
Was bringt DIR das "Ja" an dieser Stelle? Okay... gut... du hast dann deine Ruhe. Tante Hilde und Oma Erna sind zufrieden. Aber ansonsten? Magenschmerzen, ein schlechtes Gewissen gegenüber deinen kürzlich gesetzten Ernährungszielen, Kopfschmerzen am nächsten Tag wegen der Zuckermengen.
Nein, Tante Hilde, ich möchte das Stück Kuchen wirklich nicht mehr!
Ein klitzekleines Nein, das niemanden ernsthaft wehtut. Ich sage es FÜR MICH!

Schwieriger ist es bei Freunden, Kollegen, Kunden oder dem Chef.
Doch auch dann darfst du NEIN sagen! Sicherlich, es bedarf etwas Übungen an dieser Stelle ein klares und deutliches Nein zu formulieren, dass kein "eigentlich nicht" und kein "vielleicht nicht" ist. Hilfreich und freundlicher ist es dann
Alternativen anzubieten (Nein, ich kann nicht, aber frag doch denundden),
Folgen aufzuzeigen (Nein, das Projekt kann ich nicht übernehmen, dadurch kann ich die Deadline bei demunddem Projekt nicht mehr halten.)
oder zu spiegeln (Nein, dafür habe ich keine Zeit, aber ich bin sicher, dass du das schaffst, versuche es doch erstmal alleine).
Wichtig ist, konsequent zu bleiben.
Ein NEIN (an richtiger Stelle) macht uns stark und selbstbewusst.
Und genau so ein starkes und selbstbewusstes NEIN möchte ich meiner Tochter vorleben.





Ja für die anderen, nein für mich! 
Ein JA gehört meist anderen. Du nutzt es um anderen einen Gefallen zu tun, um anderen zu gefallen, um für andere da zu sein. Das ist mitnichten etwas schlechtes! Natürlich möchte ich niemanden nahelegen, sich das JA zu verbieten.
Aber nutze das Nein mindestens ebenso oft.
Denn das NEIN gehört nur dir! Du nutzt es nur für dich!
Und in erster Linie sollte man doch für sich da sein, oder?

Wann und warum fällt es euch schwer NEIN zu sagen, obwohl ihr es eigentlich wollt?

Lieblingsgrüße!

3 Kommentare:

  1. Ein Nein für uns Erwachsene kann wirklich so schwer sein. Ich habe auch sehr lange mehr Ja wie Nein gesagt. Bis ich damit gesundheitlich untergegangen bin. Das hat mich auch beruflich zunächst sehr aus der Bahn geworfen, denn gerade dort wird ein Nein nicht gerne gesehen. Ich habe es mir dann innerlich das recht erarbeitet auch nein sagen zu können und dabei kein schlechtes Gewissen zu haben. Und siehe da: es geht mir besser und es wird akzeptiert. Nur mein Ex-Teamleiter hat nicht schlecht gestaunt als ich im ein Nein gesagt habe zu der (wirklich falschen) Beurteilung. Über das Gesicht kann ich heute noch schmunzeln und erinnere mich gerne daran wie gut dieses Nein getan hat.
    Ich finde es toll, dass Kinder das heute schon so früh lernen dürfen.
    LG Micha

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    1. Genau das ist der Moment, wo einem das selbst bewusst wird. Erst dann, wenn man selbst gesundheitlich schon auf dem Zahnfleisch läuft.
      Ich bin sehr stolz auf dich, dass du NEIN sagst. Und das auch vor deinem Teamleiter. Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine große Portion Kraft nach sich gezogen hat!

      Weiter so!

      Lieblingsgrüße!

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  2. Hallo,
    erst heute bin ich auf deinen Beitrag aufmerksam geworden.
    Er passt sehr gut zu mir, denn ich kann gar nicht gut Nein sagen.
    Aus genau den Gründen, die du oben angeführt hast. Ein Ja ist bequemer, einfacher, noch schnell zu schaffen... und die Enttäuschung des Gegenübers bleibt mir auch erspart...
    Doppelt anstrengend ist das schnelle Ja bei meinen Kindern, denn es hat viele, viele Diskussionen im Schlepptau, mit denen mein Mann, der sehr gut und konsequent Nein sagen kann nie zu kämpfen hat. Auf Dauer wäre ein Nein an vielen Stellen also eigentlich einfacher.
    Obwohl ich das inzwischen verstanden habe, kann ich es noch immer nicht umsetzen.
    Dein Beitrag hat mich nochmal zum Nachdenken gebracht und motiviert, mein Nein in bestimmten Punkten konsequenter umzusetzen.
    Danke!
    Viele Grüße Christina

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